Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt ist paradox: Viele Unternehmen suchen nach neuen Fachkräften – und bauen zeitgleich Personal ab. Der Fachkräftemangel scheint allgegenwärtig und dennoch beschließen viele Unternehmen Sparprogramme mit Einstellungsstopps und Stellenreduktionen. Schwierige Zeiten also für Personaler:innen, müssen sie doch Strategien für beide Phänomene zugleich formulieren. Zu den drängendsten aktuellen Strategiefragen der Personalarbeit gibt unser neuer Sammelband Recruiting & Retention Impulse und Antworten.
„Wir denken zusammen, was zusammengehört“, sagt Rainer Gröbel, Mitherausgeber des Buches und Kanzler der University of Labour. Zusammen mit der BPM-Vorsitzenden Inga Dransfeld-Haase und Dr. Thymian Bussemer, Bereichsleiter HR Strategie & Innovation bei der Volkswagen AG, hat er Praxisbeispiele und wissenschaftliche Analysen zu den beiden zwei neuralgischen Punkten der operativen Personalarbeit gesammelt, Recruiting und Retention: Warum entscheiden sich Menschen dafür, für ein Unternehmen zu arbeiten? Und wie können Unternehmen dafür sorgen, dass sie dann auch bleiben?
Gutes Recruiting braucht Perspektiven im Unternehmen
„Unser Buch sucht nach Wegen aus dem Personalparadoxon“, so Rainer Gröbel. In den Beiträgen werde klar, dass gutes Recruiting allein keine Unternehmensbindung schafft und daher immer zusammen mit Retention-Maßnahme gedacht werden müsse. „Ansonsten verlieren Unternehmen im Handumdrehen genau die Personen, die sie gerade mit großem Ressourceneinsatz erst eingestellt haben. Gute Arbeitsbedingungen sind ein entscheidender Faktor dafür, dass Menschen im Unternehmen bleiben. Strategisch denkende Personaler:innen haben deshalb ein hohes Interesse an guter Arbeit in ihrem Unternehmen – und erkennen Betriebsrät:innen dabei als ihre unverzichtbaren Partner:innen.“
In Buch zeigt sich klar: Betriebsrät:innen kennen die Bedürfnisse und Sorgen der Beschäftigten besser als Führungskräfte. Ihre Einbindung in alle Fragen der neuen Arbeitskultur ist daher sowohl gesetzlich als auch personalpolitisch notwendig. Denn digitale Arbeitsprozesse, neue Führungsstile und Beteiligungsmöglichkeiten sind wichtige Faktoren für das Halten von Fachkräften in Unternehmen. Gerade hier ist die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat für Personaler:innen entscheidend: Nur gemeinsam können Bedenken abgewogen und neue Arbeitsformen effektiv umgesetzt werden.
Eine produktive Erkenntnispartnerschaft
Insgesamt sucht der Sammelband eher nach gemeinsamen Lösungsstrategien als nach Konflikten im Spannungsfeld der Personalarbeit. Dabei umfasst er wissenschaftliche wie Best-Practice-Beiträge von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite. In diesem Dreischritt der Perspektiven erschließt der Band Impulse für eine gemeinsame Gestaltung von Personalarbeit im Unternehmen. „Man könnte auch sagen: Aus der Sozialpartnerschaft ist hier eine produktive Erkenntnispartnerschaft gewachsen“, so Rainer Gröbel zufrieden.
Der Sammelband ist im April 2025 im Bund-Verlag erschienen und kann hier bestellt werden.