Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem historischen Transformationsprozess. Der sozial-ökologische Umbau der Produktionsstrukturen und die Herausforderungen, die mit einer neuen Phase der digitalen Transformation verbunden sind, führen insbesondere in der Industrie zu einem massiven Veränderungsdruck. Mit diesem Umbruch stellen sich auch für die Mitbestimmung zentrale Fragen neu. Inhalte, Strategien und Instrumente müssen neu erarbeitet werden, um in dieser veränderten strategischen Handlungssituation durchsetzungsfähig zu sein und die Potentiale der Mitbestimmung für eine sozial nachhaltige Transformation zu entfalten.
Das Forschungsprojekt Mitbestimmung gestaltet Transformation möchte einen explorativen Beitrag zur Erneuerung und Zukunftssicherung der Mitbestimmung in der Transformation leisten. Dazu werden drängende Herausforderungen der Mitbestimmung in der Transformation exemplarisch in der Metall- und Elektroindustrie Südostniedersachsens erforscht und in beteiligungsorientierten Praxislaboratorien bearbeitet. In diesen werden gemeinsam mit Betriebsrät:innen, Beschäftigten und anderen Vertreter:innen der Mitbestimmung aus strukturprägenden Betrieben der Region Antworten auf zentrale Strategiefragen entwickelt und praktische Lösungen zur Erneuerung der Mitbestimmungspraxis erprobt. Diese werden anschließend auf ihr Potential und ihre Relevanz für andere Wirtschaftsbereiche und Regionen geprüft und aufbereitet.
Mit dem Ansatz des Praxislaboratoriums setzt das Projekt bewusst auf eine beteiligungsorientierte und kollaborative Methode, um in einer Phase des Umbruchs, in der noch keine Blaupausen zur Handlungsorientierung existieren, neue Lösungen zu entwickeln. Dabei bietet das Praxislaboratorium einen Raum, um die unterschiedlichen Expertisen und Perspektiven aller Beteiligten einzubinden und eine kollektive Intelligenz zu entfalten. Die Akteur:innen der Mitbestimmung werden so – begleitet von einem Team von Wissenschaftler:innen der UoL und des ISF München – selbst zu Gestalter:innen des Umbruchs. Sie erarbeiten in einem agilen Setting in mehreren Iterationen konkrete und praxiserprobte Lösungen für ihre Arbeit. Zugleich werden dabei Lernprozesse etabliert, die Wissen und Fähigkeiten vermitteln, um die Neuorientierung der Mitbestimmung komplementär zur Transformation der Wirtschaft weiter voranzubringen.