KI und der Durchbruch zum „Zweiten Maschinenzeitalter“

Blick in einen menschenleeren, großen Serverraum

Seit dem Beginn der Industriellen Revolution vor rund 250 Jahren befinden wir uns in einer globalhistorischen Transformation unserer Arbeits- und Lebensweise. Technische Basis des enormen Produktivitätsgewinns war die Reorganisation menschlicher Arbeit durch Maschineneinsatz, vor allem in materiellen Produktionsprozessen durch den Einsatz von Arbeits- und Kraftmaschinen. Die Charakterisierung der Industrialisierung als Beginn des „Maschinenzeitalters“ trifft den Kern dieser Entwicklung.

Kognitive Arbeit war davon lange ausgenommen. Mit der Digitalisierung hat sich dies geändert: Wir befinden uns heute am Beginn des „Zweiten Maschinenzeitalters“. Die Geschwindigkeit, mit der die digitale Technik unser Leben durchdringt, und ihre Leistungszuwächse sind beeindruckend; das Potenzial für Produktivitätsgewinne auch in kognitiven Arbeitskontexten ist immens. Generative Künstliche Intelligenz spielt eine zunehmend bedeutende Rolle in diesem Prozess, da sie selbstständig neuartige Inhalte und Lösungen generieren kann und damit neue Arbeitsfelder einer (Teil-)Automatisierung zugänglich macht.

Diskrepanz zwischen Möglichkeiten und Realität

Allerdings gibt es eine Diskrepanz zwischen den weiter wachsenden technischen Möglichkeiten der Digitalisierung und dem Verständnis, sie produktiv und im Sinne des Allgemeinwohls einzusetzen. Wir sind mitten im Prozess, die Chancen und Risiken der Technik zu verstehen und in der Arbeitswelt nutzbar zu machen. Die Auswirkungen auf die Verteilung von Arbeit, Zeit, Einkommen und die Qualität der Arbeit sind unsicher und hängen stark von politischen Entscheidungen ab. Es ist daher von zentraler Bedeutung, wie Politik und Wirtschaft die Entwicklung steuern und sicherstellen, dass die Vorteile der KI gerecht verteilt werden und die Qualität der Arbeit steigt.

Zu diesem Thema hat unser Professor für Arbeit und Digitalisierung Christian Kellermann zusammen mit Dr. Cornelius Markert vom Institut für die Geschichte und Zukunft der Arbeit einen Beitrag für „Aus Politik und Zeitgeschichte“ geschrieben. Darin analysieren sie die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Technikeinsatzes und dessen Auswirkungen auf Arbeit und Produktivität. Sie zeigen, dass die noch relativ kurze Geschichte des soziotechnischen Verständnisses von Arbeit eine gute Grundlage für den Umgang mit neuen Entwicklungsschritten in der KI ist.

Der Beitrag „KI und Arbeitswelt“ ist erschienen bei „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Bundeszentrale für politischen Bildung und kann in voller Länge auf der Website der bpb nachgelesen werden.