Hallo Loreen, du hast als eine der ersten unsere Modulreihe Gremienarbeit 4.0 abgeschlossen. Lass uns nochmal zum Anfang zurückgehen: Was hat dich damals davon überzeugt, die Reihe zu absolvieren?
Loreen Gabler: Ich war damals bereits sieben Jahre Referentin des Betriebsrats. In der Zeit habe ich zwar viele fachliche Schulungen gemacht, aber keine hat so richtig zu meiner Rolle gepasst. Als Stabsmitarbeiterin arbeite ich ja in einem sehr speziellen Zusammenhang. Dafür braucht man auch sehr spezielle Fähigkeiten. Ich habe eine Weile nach einem passenden Format gesucht, aber da gab es schlichtweg nichts. Rückblickend würde ich jetzt sagen: So etwas hätte ich schon sieben Jahre eher gebraucht (lacht).
Kannst du kurz beschreiben, was die speziellen Anforderungen sind, von denen du gesprochen hast?
LG: Das Besondere an meiner Arbeit ist, dass ich quasi aus der zweiten Reihe in der Mitbestimmung arbeite. Als Referentin erarbeite ich die Themen für die Betriebsrät:innen, damit diese dann ihr Mandat bestmöglich ausfüllen können. Dazu braucht man Fachwissen in den zentralen Themen wie etwa Arbeitsrecht, Datenschutz, Betriebsverfassungsrecht oder Betriebswirtschaft. Man braucht aber auch ein Verständnis davon, welche politische Bedeutung ein Betriebsrat eigentlich hat. Das sind alles Themen, die in meinem vorherigen Arbeitsleben in der Logistik erst mal nicht relevant waren.
Wie hat dir die Modulreihe dann dabei geholfen, diesen Anforderungen besser gerecht zu werden?
LG: Da muss ich direkt an das erste Modul denken. Da hat sich alles um die Rollenfindung gedreht. Wir haben systematisch gemeinsam darüber nachgedacht, was eigentlich die eigene Rolle im Gremium ist. Aber auch darüber, wo man gerade steht, was man will und wie man mit sich und seinem Team zurechtkommt. Da war der Austausch mit den anderen Stabsmitarbeitenden besonders wertvoll. Ich habe gemerkt: Es geht nicht nur mir so, die anderen befinden sich in der gleichen Situation und suchen auch nach ihrer Rolle. Das war schon sehr besonders und hat mir echt weitergeholfen.
Das klingt sehr spannend. Was habt ihr da so rausgefunden?
LG: Wir haben eigentlich alle einen hohen Anspruch an die eigene Arbeit. Da geht es viel um Professionalität: Wir sind Mitbestimmungsprofis. Und wir sind dafür verantwortlich, dass der Betriebsrat professionell arbeiten kann. Man könnte auch sagen, Stabsmitarbeitende sind so etwas wie das Rückgrat der Mitbestimmung.
Wenn du auf die verschiedenen Inhalte in der Modulreihe zurückblickst, wie haben dir die Inhalte im beruflichen Alltag weitergeholfen?
LG: Toll fand ich den Mix aus Grundlagen und der Möglichkeit, mich im weiteren Verlauf auf bestimmte Inhalte zu spezialisieren. So konnte ich genau die Module belegen, die zu meiner Herausforderung im Betrieb passen. Herausgestochen ist für mich auf jeden Fall das Thema Gewerkschaftsgeschichte. Unser Werk hier in Heilbronn stand vor 50 Jahren vor der Schließung. Gewerkschaft, Beschäftigte und die Region haben gemeinsam für den Erhalt gekämpft, der Höhepunkt war ein gemeinsamer „Marsch auf Heilbronn“. Die Geschichte zu kennen und zu wissen, was wir als Belegschaft mit der Gewerkschaft im Rücken, auch erreichen können, ist wahnsinnig wichtig und prägt unsere Zusammenarbeit.
Da frage ich mich direkt: Wie sieht eigentlich der Arbeitgeber deine Weiterbildung?
LG: Auch für den Arbeitgeber ist das eine gute Sache, dass ich mich weiterbilde. Ich sitze ja an extrem vielen Schnittstellen und bin in verschiedenen Ausschüssen des Betriebsrats als Sachverständige mit dabei. Da hat der Arbeitgeber ein hohes Interesse, dass die Arbeit professionell abläuft – auch wenn er sich dann auf ein schlagfertiges Gegenüber gefasst machen muss (lacht). Am Ende profitiert man gegenseitig voneinander. Das sollte Arbeitgebern auch dann klar sein, wenn es um die Finanzierung der Qualifizierung geht: Die Investition zahlt sich aus.
Du hast vorhin schon vom Austausch mit den anderen gesprochen. Kannst du uns das noch etwas mehr erzählen?
LG: Auf jeden Fall! Wir haben alle extrem viel voneinander profitiert. Wir haben uns ständig Tipps und Tricks gegeben, fast immer stand irgendwer von uns schon mal vor ähnlichen Problemen. Wir hatten beispielsweise einen Betriebsrat in der Gruppe, der vor der Entscheidung stand: Bleibe ich Mandatsträger oder werde ich Referent? Diese Frage kennen viele Referent:innen, daher war die ganze Diskussion darüber auch total interessant. Den gemeinsamen Austausch über unsere Arbeit und das Miteinander werde ich nie vergessen. Und was ich an all dem so toll finde: Wir sind heute noch in Kontakt!
Was würdest du Kolleg:innen mit auf den Weg geben, die sich gerade überlegen, dies Modulreihe zu absolvieren?
LG: Es ist einfach was anderes, mal rauszukommen und nicht wieder eine Inhouse-Schulung oder Webinar zu machen. Das verändert direkt die Perspektive und man kann richtig in die fachliche Tiefe gehen. Dazu kommt auch der sehr persönliche Kontakt mit den Dozierenden, das war schon etwas Besonderes. Ich kann nur sagen: Nutzt die Reihe und sucht euch das raus, was thematisch zu euch passt! Ihr habt die Möglichkeit, euch selbst ein Paket aus den für euch wichtigen Themenbereichen zu packen. Besser geht’s doch eigentlich nicht.