Sebastian, du hast gerade nach deinem Bachelor auch den MBA bei uns absolviert. Dazu erst mal herzlichen Glückwunsch! Kannst du deinen Weg dorthin kurz beschreiben?
Sebastian Witzel: Angefangen hat mein Berufsweg mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker bei SKF in Schweinfurt. Neben dem Beruf habe ich mich aber auch immer schon ehrenamtlich engagiert und hatte verschiedene Ämter. Mittlerweile bin ich stellvertretender Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender und auch Mitglied im Euro- und Weltbetriebsrat. Mir ist die Weiterbildung dafür sehr wichtig, damit ich ein so wichtiges Ehrenamt auch bestmöglich ausfüllen kann. So bin ich dann auch bei der University of Labour gelandet.
Für dein Ehrenamt hast du sogar zwei Studiengänge aufgenommen. Kannst du beschreiben, wie dein Ehrenamt dein Leben sonst beeinflusst?
SW: Das ist etwas, das über die normale Arbeitszeit hinausgeht. So ein Ehrenamt verfolgt einen zu jeder Stunde, jeder Minute eigentlich. Das fängt schon in der Früh an. Wenn man morgens die Zeitung aufschlägt, nimmt man das politische Geschehen ganz anders wahr. Da überlegt man dann immer, was das Ganze für Auswirkungen für die Kolleg:innen hat. Da hilft mein Studium schon sehr, um direkt auch die Zusammenhänge zu verstehen.
Du warst in unserem ersten Bachelor-Jahrgang, damals noch an der Academy of Labour. Wie kam es, dass du bei uns gelandet bist?
SW: Mir war es bei der Studienwahl wichtig, an einer gewerkschaftlichen Hochschule zu studieren. Mit der Academy of Labour haben wir damals ja alle zusammen Neuland beschritten. Meine Entscheidung hat sich dann auch bestätigt: Hier nimmt man ganz andere Blickwinkel ein als an Standard-Hochschulen. Mitgespielt hat damals natürlich auch der Reiz, dass man im allerersten Jahrgang auch ein Stück weit mitgestalten kann. Heute kann ich auch ein bisschen stolz sagen, dass ich bei der Gründung der ersten Hochschule der Gewerkschaften dabei war.
Stimmt eigentlich die Geschichte, dass du über den Namen des MBA mitentschieden hast, den du letztlich auch studiert hast?
SW: Ich war damals bei der Gründung der University of Labour als Studierendenvertreter im Gründungsrat und habe das gesamte Verfahren mitbekommen. Das ging von der Rekrutierung der ersten Professor:innen bis zur Entwicklung eines Masters. Martin Allespach und Rainer Gröbel haben mit uns dann auch über mögliche Namen für den Studiengang gesprochen. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: Jetzt war ich schon bei der Namensfindung dabei, jetzt will ich das Ding auch studieren (lacht).
Wie hat sich das Studium im MBA vom Bachelor unterschieden?
SW: Der Bachelor war erst mal mehr auf die Breite angelegt. Das war auch wichtig, um in die BWL und auch die Wissenschaft erst mal so richtig reinzukommen. Da ging es erstmal darum, von vielen Punkten etwas mitzunehmen und auch einen Überblick zu bekommen. Im Master haben wir dann auch darauf aufgebaut, sind aber bei einigen Themen deutlich mehr in die Tiefe gegangen. Und das Niveau im Master war definitiv noch mal ein Stück weit höher als im Bachelor.
Wenn du auf deine Arbeit schaust: Was kannst du jetzt nach dem Studium besser als vorher?
SW: Meine ganze Herangehensweise an Themen hat sich geändert. Durch das wissenschaftliche Arbeiten lernt man, seine Perspektive genau zu reflektieren und auch zu verändern. Das heißt auch, sich an der einen oder anderen Stelle von Scheuklappen zu verabschieden. Und ich kann jetzt in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber ganz anders auftreten. Ein Stück weit habe ich jetzt auch mehr Selbstbewusstsein: Ich weiß genau, wovon ich da rede – und auch, was mein Gegenüber von mir will. Ich weiß, in welchen Zusammenhängen Unternehmen stecken, was die Denke ist und woher diese stammt. Und natürlich auch, welche Perspektiven da schnell mal unter den Tisch fallen.
Gibt es da ein Thema, das dir aus dem Studium ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
SW: Im Studium habe ich mich sehr viel mit Nachhaltigkeit beschäftigt. Das Thema hat extrem viele Facetten, das sagt auch schon der Begriff ESG: Environmental, Social and Governance. Im MBA sind wir sehr tief in das Thema eingestiegen: Was bedeutet die eine Dimension für die andere? Wo gibt es Konflikte und wie können die Themen zusammengehen? Da fällt einem sehr schnell auf, dass häufig über Nachhaltigkeit im ökologischen, aber sehr wenig im sozialen Sinne gesprochen wird. Nachhaltigkeit hört nicht beim Recycling auf, sondern ist zum Beispiel auch in der Personalplanung wichtig. Da hat mir der MBA richtig die Augen geöffnet.
Sebastian, vielen Dank für das Gespräch.