Hallo Felix, herzlichen Glückwunsch zum Abschluss! Wie fühlt es sich an, der allererste Absolvent einer Hochschule zu sein?
Felix Eimert: So richtig realisiert habe ich noch gar nicht, dass das Studium jetzt erst mal vorbei ist. Aber natürlich: Gerade als Gewerkschafter bin ich unfassbar stolz, der erste Absolvent unserer eigenen Hochschule zu sein. Das ist schon was Besonderes, zumal die UoL selbst ja auch aus Sicht der Gewerkschaften ein großer neuer Schritt ist. Zu diesem Haus und den Menschen hier werde ich immer eine besondere Verbundenheit haben. Und da sind Freundschaften entstanden, die Bestand haben werden.
Gehen wir nochmal einen Schritt zurück: Wie bist du damals auf die Idee gekommen, an der UoL zu studieren?
FE: Ich war damals ein Jahr an der Europäischen Akademie der Arbeit und habe quasi aus nächster Nähe von der UoL erfahren. Für mich war das die Chance, mich noch breiter und vertiefender in verschiedene Fragen der betrieblichen Mitbestimmung weiterzubilden. Als sich für mich die Möglichkeit gab, direkt noch ein Studium anzuknüpfen, habe ich nicht lange nachdenken müssen. Mein Wissensdurst war nach der EAdA einfach noch nicht gestillt (lacht).
Was ist dir aus deiner Zeit bei uns besonders in Erinnerung geblieben?
FE: Was mich direkt beeindruckt hat, war die sehr persönliche Beziehung zu den Lehrenden, aber auch zu allen Personen, die im Haus arbeiten. Da fühlt man sich direkt wohl. Richtig gut fand ich aber die inhaltliche Ausrichtung. Das hat mein Trainee bei der IG Metall und auch meine Tätigkeit als Jugendsekretär wirklich super ergänzt. Wir haben viele strategische Fragestellungen für Gewerkschaften und Mitbestimmung diskutiert.
Kannst du dafür ein Beispiel geben?
FE: Ich habe mich viel mit dem Thema Arbeitszeit und der Gesetzgebung dazu befasst. Da ging es dann vor allem darum, wie man Arbeitszeit mehr nach den Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen ausrichtet. Ich habe mich da vor allem gefragt: Welche Potenziale stecken in den Änderungsvorschlägen dazu? Das Thema konnte ich dann richtig intensiv bearbeiten. Nach dem Studium werde ich bei der IG Metall als Gewerkschaftssekretär arbeiten, dafür habe ich hier an der UoL viel gelernt.
Vor deinem Abschied von der IG Metall Gaggenau hast du dort 80% Organisationsgrad in der Jugend erreicht. Würdest du sagen, dass dir das Studium dabei geholfen hat?
FE: Ich habe gemerkt, wie viel sicherer ich durch das Studium geworden bin. Durch die Module und auch die Literatur bin ich jetzt fachlich richtig fit. Gerade als Gewerkschaftssekretär arbeitet man mit Leuten zusammen, die aus allen möglichen Fachrichtungen stammen. Durch mein Studium bin ich da jetzt breit aufgestellt. Ich kann mit allen Personen Anknüpfungspunkte finden und ganz anders diskutieren. Das hat mir schon extrem geholfen. Und natürlich auch das wissenschaftliche Arbeiten. Ich gehe jetzt viel systematischer an Aufgaben ran als vorher.
Wissenschaftliches Arbeiten spielt im Studium ja eine große Rolle. Kannst du erklären, worum es da genau geht?
FE: Im Studium haben wir uns mit verschiedenen Methoden beschäftigt. Methoden sind wie Werkzeuge, mit denen man bestimmte Fragestellungen knacken kann. Da geht es unter anderem darum, dass man genau arbeitet und auch das eigene Vorgehen reflektiert. Davon kann man sehr viel auch für das normale Arbeiten mitnehmen. Bei mir hat sich vor allem die qualitative Sozialforschung eingebrannt.
Kannst du vielleicht ein konkretes Beispiel geben, wie das so abläuft?
FE: Ich durfte im Studium Forschende bei einem Forschungsprojekt in einem Unternehmen begleiten. Da ging es dann z.B. darum, wie man Interviews so führt, dass man interessante Antworten bekommt, oder wie man die Daten dann am genauesten auswertet. Das war für mich auf jeden Fall ein spannender Einblick. Wenn man nur im Hörsaal sitzt, kann es manchmal schwer sein, das Gelernte mit der Praxis zu verknüpfen. Wenn man dann aber live miterlebt, wie Forschung eigentlich abläuft, dann fällt es einem in Zukunft viel leichter, auch selbst schneller einen systematischen Zugang zu neuen Themen zu finden.
Jetzt mal abseits vom Hörsaal: Auf welche Momente blickst du am liebsten zurück?
FE: Puh, das sind ganz schön viele. Ich habe mich allein schon immer gefreut, nach Frankfurt zu fahren. Weil ich die Stadt gerne habe, aber natürlich vor allem wegen der Module: Die neuen Inhalte, die direkt neue Perspektiven eröffnen. Die Dozierenden, zu denen man über die Zeit ein wirklich tolles Verhältnis aufgebaut hat. Und allen voran meine Kommiliton:innen: Mit ihnen zusammen zu lernen, zu diskutieren, aber dann auch abends mal gemeinsam essen zu gehen. Meine Tage an der UoL waren super bereichernd und immer auch ein schöner Ausbruch aus dem Alltag. Da freut man sich dann schon auf die nächste Fahrt nach Frankfurt.
Du stehst jetzt am Ende deines Studiums. Was würdest du zukünftigen Studierenden mit auf den Weg geben – oder Menschen, die noch über ein Studium nachdenken?
FE: Aufhören zu zweifeln, machen! (lacht) Das gilt vor dem Studium und auch im Studium selbst, wenn man z.B. mal unsicher ist, wenn es ums Schreiben geht oder eigene Ideen weiterzuentwickeln. Manchmal wird dann aus Überdenken Zerdenken. Meine Devise ist: Einfach mal ausprobieren! Es ist eine tolle Erfahrung, wenn das dann klappt. Im Studium lernt man auch, sich Dinge einfach mal zu trauen. Für mich hat sich das Studium definitiv gelohnt: Ich komme hier am Ende auf jeden Fall mit einem großen Wissensschatz, vielen guten Bekanntschaften und sogar neuen Freundschaften raus. Und wer weiß, vielleicht komme ich dann für den neuen MBA wieder.
Das würde uns freuen! Felix, vielen Dank für das Gespräch.