In Diskursen um Industrie haben die Begriffe Transformation und Twin Transition Hochkonjunktur. Zurecht, denn die digitale und sozial-ökologische Transformation verändert mit den Industrien nahezu alle Berufsfelder, strukturiert Branchen wie Unternehmen um und wirft insbesondere für Beschäftigte viele Fragen auf. Grund genug für unsere beiden Professoren Heiko Hoßfeld und Christian Kellermann, zusammen mit Judith Kirton-Darling, Generalsekretärin von industriAll Europe, Antworten zu sammeln. Gemeinsam haben die drei deshalb ein Schwerpunktheft für die renommierte Zeitschrift Industrielle Beziehungen herausgegeben. Pathways of social-ecological transformation for European employment relations, so heißt der Sonderband vollständig.
„Die Beiträge im Sonderband beleuchten, wie sich der ökologische Wandel in den europäischen Arbeitsbeziehungen manifestiert – von den Umbrüchen in etablierten Industrien bis hin zu den notwendigen Anpassungen in den betrieblichen Abläufen“, so Mitherausgeber Heiko Hoßfeld. Die Dekarbonisierung stelle Unternehmen und Beschäftigte vor enorme Herausforderungen, die innovative Lösungen erfordern. „Eine sozial gerechte Gestaltung der ökologischen Transformation ist unerlässlich für eine zukunftsfähige europäische Industrie und Arbeitswelt“, so Hoßfeld weiter. Dafür braucht es fundierte wissenschaftliche Analysen, wie sie im Sonderband gesammelt werden.
Twin Transition auch für Beschäftigte
Gerade die Twin Transition – die Gleichzeitigkeit von sozial-ökologischer und digitaler Transformation – stellt traditionelle Arbeitsbeziehungen vor neue Herausforderungen. Sie fragmentiert Strukturen und verlangt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Beschäftigten. „Da Arbeitnehmer:innen an vorderster Front dieses Wandels stehen, wird es immer wichtiger, zu untersuchen, wie Arbeitsbeziehungen, Regeln und Institutionen umgestaltet und gestärkt werden können, um der wachsenden Herausforderung der Mitbestimmung gerecht zu werden”, sagt Mitherausgeber Christian Kellermann.
Wie genau sich diese Transformation in Arbeitsbeziehungen niederschlägt, zeigen die verschiedenen Beiträge: Dario Azzellini, Sebastian Brandl und Ingo Matuschek untersuchen, wie unterschiedlich Transformation unter dem Green Deal in verschiedenen europäischen Ländern verstanden und umgesetzt wird. Vera Trappmann stellt in ihrem Beitrag dar, wie die ökologischen Ziele des DGB auf innergewerkschaftliche Interessenkonflikte stoßen. Felix Gnisa und Philipp Frey analysieren anhand konkreter Beispiele, wie Mitbestimmung auf die doppelte Transformation reagiert. Und Simon Schaupp zeigt am Beispiel der Bauarbeit, wie die Labour Process Theory zur Analyse klimabedingter Arbeitskonflikte beitragen kann.
Die Beiträge eröffnen verschiedene Analysen zu Transformation wie Twin Transition. Eine Erkenntnis haben die Analysen gemein: Nur mit starker Mitbestimmung lässt sich die Transformation sozial und gerecht gestalten.
Das Schwerpunktheft „Pathways of social-ecological transformation for European employment relations“ der Industriellen Beziehungen ist 2025 im Nomos Verlag erschienen und kann hier bestellt werden.